Oldtimer versus E-Auto
Oldtimer vs. Elektroauto : ein legitimer Vergleich?
In der Diskussion um CO2-Ausstoß und Klimawandel steht das Auto zumeist im Zentrum der Kritik. Besonders ältere Verbrenner mit einer nicht vorhandenen oder wenig leistungsfähigen Abgasreinigung gelten gemeinhin als Umweltverschmutzer oder „CO2 -Scheuder“.
E-Fahrzeuge genießen in dieser Beziehung einen weitaus besseren Ruf. Der Kauf wird vom Bundeswirtschaftsministerium sogar großzügig mit dem Umweltbonus gefördert.
Doch so richtig ehrlich ist dieser Begriff nicht. Er klingt, als würde man der Umwelt mit seinem elektrisch angetriebenen Auto etwas Gutes tun. Und richtig, im Fahrbetrieb stößt der Elektromotor selbstverständlich keine Treibhausgase aus. Doch emissionsfrei sind die Autos deshalb nicht. Denn bei der Produktion des erforderlichen Stroms und der Herstellung des Fahrzeugs werden erhebliche Mengen CO2 freigesetzt. Stark zu Buche schlägt hier auch die ressourcenaufwändige Produktion der Batterie. Die modernen Autos gehen daher mit einem durchaus nennenswerten CO2-Rucksack an den Start, den sie im Vergleich zu einem Auto mit Verbrennungsmotor aber nach und nach abarbeiten.
Spannend ist auch die Frage, wie der Vergleich eines modernen Elektroautos mit einem Oldtimer ausfällt. Immerhin ist dieser vor Jahrzehnten mit vergleichsweise geringen CO2-Emissionen produziert worden ist und hat – natürlich rein rechnerisch – alle zehn Jahre dafür gesorgt, dass ein neues Auto nicht gebaut wurde. So alt ist nämlich mittlerweile der Pkw-Bestand in Deutschland im Durchschnitt. Doch in einschlägigen Studien werden nur Neuwagen miteinander verglichen. Zur Ökobilanz eines Oldtimers im Vergleich zu einem neuen E-Auto gibt es bislang keine wissenschaftlich fundierten Informationen. Das ist eigentlich sehr schade, denn es könnte durchaus sein, dass der Oldtimer nicht schlecht abschneiden würde.
Wie auch immer das Ergebnis ausfallen würde, so richtig sinnvoll erscheint der direkte Vergleich zwischen einem neuen Elektroauto und einem Oldtimer ohnehin nicht. Das liegt vor allem daran, dass kaum jemand sein historisches Fahrzeug im Alltag einsetzt. Oldtimer weisen daher in aller Regel eine sehr geringe Jahreslaufleistung auf. Für die täglichen Fahrten zur Arbeit oder zum Einkaufen haben die meisten Oldtimerbesitzer noch ein anderes Auto. Dazu kommt, dass die Zahl der Oldtimer in den vergangenen Jahren zwar deutlich gestiegen ist, im Vergleich zum regulären Pkw-Bestand aber weiterhin mehr als deutlich in der Minderheit ist. So gab es Anfang 2023 in Deutschland gut 704.000 Pkw mit H-Kennzeichen – also 1,44 Prozent des Gesamtbestands von 48,8 Mio. Pkw. Am gesamten CO2-Ausstoß des gesamten Verkehrssektors in Deutschland haben Oldtimer daher nur einen verschwindend geringen Anteil.
Auf jeden Fall positiv zu bewerten ist aber sicherlich die grundsätzliche Haltung vieler Oldtimerliebhaber, Dinge zu bewahren und langfristig zu nutzen. Einen Oldtimer zu fahren ist das Gegenteil von „ex und hopp“, von kurz nutzen und dann achtlos wegwerfen. Bei Oldtimern geht um Wertschätzung, um Werterhalt und um reparieren statt gedankenlos neu kaufen. Wenn wir diese Einstellung konsequent auf andere Lebensbereiche übertragen würden, würde uns dies beim Umweltschutz und beim Erhalt unserer natürlichen Ressourcen ganz sicher weiterhelfen.